
Möchten wir ein Projekt nachhaltig umsetzen, gibt es verschiedene Dinge, welche wir beachten müssen. Ein Punkt, dem oft zu spät Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist der Umweltschutz. Umweltschutz ist facettenreich und es gibt bereits bei der Bauplanung wichtige Aspekte, die bedacht werden müssen. Umweltschutz im Bauwesen ist mittlerweile strenger reguliert und wir können nicht einkalkulierte Kosten vermeiden, indem wir vor Baubeginn die wesentlichen Punkte des Umweltschutzes planerisch einbeziehen.
Biodiversität beim Bauen
Bereits 1992 beim Weltgipfel in Rio de Janeiro der UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung wurde dem Thema Biodiversität eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Rahmen der Biodiversitätskonvention wurde festgelegt, dass die biologische Vielfalt im besonderen Maße geschützt werden soll. Dabei geht es um drei wesentliche Punkte:
- Den Erhalt der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und allen Genen
- Ein nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Wäldern, Flüssen und Meeren, wildlebenden Tieren und Pflanzen
- Die faire und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergeben
Werfen wir einen Blick auf den Lebenszyklus von Immobilien und Bauprojekten aller Art, sehen wir, dass vor allem in der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette von Bauprodukten Biodiversitätsproblematiken auftauchen und wir diesen mehr Beachtung schenken sollten.

Biophiler Städtebau
Intensiv- und Extensivbegrünung
Grundsätzlich lassen sich Dachbegrünungen auf zwei Arten umsetzen: Intensiv und extensiv. Während es sich bei einer Parkanlage auf einem Krankenhausdach um die sogenannte Intensivbegrünung handelt, ist ein Garagendach mit Moosdecke und Bodendeckern als Extensivbegrünung zu bezeichnen. Die Unterschiede gehen aus dem unterschiedlichen Aufwand der Instandsetzung und Pflege der Flächen hervor. Während wir bei der Extensivbegrünung auf Kräuter, Gräser und Moose setzen, welche sich selbst erhalten können und auch kein zusätzliches Wasser benötigen, brauchen wir für die Intensivbegrünung entweder ausgeklügelte (künstliche) Bewässerungssysteme oder einen Gärtner der sich um die Bewässerung und die Pflege der Sträucher, Stauden und vereinzelten Bäume kümmert.
Da wir neben dem Umweltschutz im Bauwesen auch nach wie vor ein angenehmes Stadtbild anstreben, macht es wie so oft die richtige Mischung. Während sich größere öffentliche Gebäude dazu anbieten, intensiv begrünt zu werden, sollte die restliche Masse der anderen Gebäude nach Möglichkeit eine Extensivbegrünung erhalten.
Die Vorteile grüner Dächer
Ganz gleich, ob intensive Begrünung oder extensive Begrünung; Vorteile bringen beide Varianten auf jeden Fall mit sich. Dabei beschränken sich diese Vorteile nicht nur auf das Thema Biodiversität. Die Dachbegrünung wirkt sich insgesamt positiv auf den Umweltschutz beim Bauen aus. Für die Artenvielfalt steht, dass bereits bei einer extensiven Dachbegrünung ein signifikant höheres Artenvorkommen vorliegt. 236 verschiedene Wildbienenarten konnten bereits auf Dachbegrünungen nachgewiesen werden und ein einzelnes Dach in der Schweiz beherbergt über 175 Pflanzenarten.

Zusätzlich dazu kommen noch weitere Vorteile wie bspw.:
- Abbau von Kohlenmonoxid, Butan und Benzol aus Diesel- und Benzinabgasen (bis zu 90 %)
- CO2-Aufnahme von 0,375 kg/m
- Verlängerung der Lebensdauer der Dachabdichtung von 10-20 Jahren
- 3-10 % geringerer Wärmeverlust im Winter bei Gründach
(BuGG-Fachinformationen:“positive Wirkungen von Gebäudebegrünungen (Dach-, Fassaden-, Innenraumbegrünung)“)
Revitalisierung und Sanierung statt Neubau
Die Sanierung von Bauprojekten ist in der Regel nachhaltiger als ein Neubau. Eine Sanierung gilt als nachhaltig, wenn der Ressourcenverbrauch gesenkt werden kann. Sanierungsmaßnahmen sollten also sowohl laufende Verbräuche minimieren als auch selbst nicht mit zu hohen Lasten zu Buche schlagen.

Klimaschutz
Energieeffizienz
Nachhaltig sanierte Gebäude weisen einen wesentlich verringerten Energieverbrauch auf, als typische und weit verbreitete Bauten alter Zeiten. Bis zu einem Zehntel des Energieverbrauchs kann bspw. durch Passivhäuser erreicht werden.
Wohnkomfort
Hohe Behaglichkeit durch ein ausgeglichenes Strahlungsklima, ausgezeichneter Wärmeschutz durch dichte Fenster und höhere Raumluftqualität durch komfortable Lüftungsanlagen.
Energiekosten
Verringerung der Energiekosten für Endenergieträger durch gut gedämmte Wände, hochwertige Fenster und ressourcenschonender Versorgungstechnik. Weniger Auswirkungen von Energiepreissteigungen.
Wirtschaftlichkeit
Die nachhaltige Gebäudesanierung ist zwar auf den ersten Blick kostenintensiver als eine herkömmliche Sanierung, durch Energiekosteneinsparung und Wertsteigerung der Immobilie können die höheren Kosten jedoch refinanziert werden. Zudem können Kosten mit einem guten Timing minimiert werden. In der Regel werden bei Gebäuden alle 25 bis 50 Jahre umfangreichere Sanierungen notwendig. Im Zuge dieser Sanierungen besteht die Möglichkeit, energieeffiziente und ökologische Maßnahmen kostengünstig umzusetzen. Durch die Kopplung der ohnehin anstehenden Instandsetzung mit einer Modernisierung (z.B. Wärmedämmung der Fassade) verringert sich der zusätzliche Aufwand für die Energiesparmaßnahme deutlich.

Bei historischen Gebäuden gestaltet sich eine Sanierung meist recht schwierig, da das Erscheinungsbild des Gebäudes bestehen bleiben muss, vor allem da dieses für gewöhnlich unter Denkmalschutz steht. Oft stehen diese Gebäude jedoch aufgrund ihres katastrophalen energetischen Profils ungenutzt. Mit Hilfe von Revitalisierung kann die Energieeffizienz des Gebäudes nachhaltig verbessert und gleichzeitig der Erhalt des Erscheinungsbildes gewährleistet werden.
Die Revitalisierung von Immobilien beinhaltet Maßnahmen, die weit über eine reine Sanierung hinausgehen. Das Revitalisieren von Wohn-, Büro-, Handels- und auch Industrieimmobilien soll das Gebäude jedoch nicht nur an zeitgenössische Energieeffizienz heranführen, sondern vor allem die Nutzung der Immobilie sichern und diese wettbewerbsfähig machen. Die Revitalisierung von Immobilien ist daher für gewöhnlich die bessere Lösung an Stelle von Abriss und Neubau oder nur Sanierung. In Innenstädten ist die Revitalisierung oft nicht nur die preiswertere Lösung, sondern zugleich diejenige mit der höheren Gewinnerwartung für Investoren und Nutzer.
Fazit
Umweltschutz im Bauwesen ist so facettenreich wie das Thema nachhaltiges Bauen im Allgemeinen. An Möglichkeiten mangelt es nicht, wir müssen lediglich die für uns passende Herangehensweise finden und mit unseren Kernkompetenzen abgleichen. Ob es nun das Minimieren von Schadstoffemissionen, der Erhalt der Artenvielfalt, das Recyclen von Bauabfällen oder die Revitalisierung ist, letztendlich zählt nur die Verbesserung der Nachhaltigkeit unserer Bauprojekte.