
Um eine verbraucherfreundliche Deklarierung von nachhaltigen Baustoffen zu gewährleisten, wurden in der Vergangenheit viele verschiedene Ökosiegel ins Leben gerufen. Die Ökosiegel, die sich etabliert haben, machen es Handwerkern und Bauherren heutzutage leichter, nachhaltige Baumaterialien auf den ersten Blick zu erkennen.
Die Siegel können dabei von Vereinen, Initiativen, vom Staat oder von der Privatwirtschaft bereitgestellt werden. Je nach Institution werden selbstverständlich unterschiedliche Ziele angestrebt. Auswirkung auf die Glaubwürdigkeit des Siegels hat das Institut aber generell nicht. Viel mehr spielen die Faktoren, welche zur Bewertung herangezogen werden, eine tragende Rolle. Die Kriterien können sich hinsichtlich ihrer Striktheit enorm unterscheiden.
Um Ihnen einen besseren Überblick über die verschiedenen Öko-Siegel zu verschaffen, stellen wir sie im Folgenden kurz vor.

Der Blaue Engel
Typ: Staatlich
Herausgeber: Umwelt Bundesamt
Kriterien: Vergleich zu anderen Produkten, keine festen Werte
Der Blaue Engel soll Kunden beim umweltfreundlichen Einkauf unterstützen und verbraucherfreundlich darstellen, wie nachhaltig ein Produkt ist. Der Blaue Engel schafft Transparenz, indem er über die Herstellungsweise und Beschaffenheit des Produktes informiert und dabei den ganzen Produktlebenszyklus betrachtet. Der Blaue Engel garantiert zudem, dass ein Produkt die Umwelt und das Klima weniger belastet.
NaturePlus
Typ: Verein
Herausgeber: Internationaler Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen - natureplus e.V.
Kriterien: Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Wohngesundheit
Der natureplus e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Interessen der Baustoffhersteller, Bauingenieure und Bauherren mit denen von Verbraucherschützern und Wissenschaftlern zu vereinen. Die Förderung von nachhaltigem Bauen steht dabei im Fokus. Darüber hinaus wirbt der natureplus-Verein für den Einsatz nachhaltiger Baustoffe und -materialien.


Cradle to Cradle Certified
Typ: Gemeinnützige Gesellschaft
Herausgeber: Cradle to Cradle Products Innovation Institute in San Francisco
Kriterien: Geschlossener Rohstoffkreislauf
Cradle to Cradle ist ein Ansatz für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft. Dabei steht vor allem die Ökoeffektivität, auch Konsistenz im Vordergrund. Das Siegel Cradle to Cradle Certified® sieht sich dabei selbst als globaler Standard für sichere, zirkuläre und verantwortungsvoll hergestellte Produkte. Cradle to Cradle Certified unterstützt zudem Unternehmen bei der Innovation und Optimierung von Materialien und Produkten und trägt somit aktiv seinen Teil zu einer nachhaltigen Entwicklung innerhalb der Baubranche bei.
AgBB-Schema
Typ: Staatlich
Herausgeber: Umwelt Bundesamt
Kriterien: VOC-Emissionen
„Bauprodukte können wesentlich zur Belastung der Innenraumluft durch flüchtige organische Verbindungen (VOC) beitragen. Um die Grundlage für eine einheitliche und nachvollziehbare gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten in Deutschland bereitzustellen, hat der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) Prüfkriterien erarbeitet und daraus ein Bewertungsschema für VOC-Emissionen aus innenraumrelevanten Bauprodukten entwickelt.“

Weitere Siegel:
Eurofins
Typ: Analyselabore (Privat)
Herausgeber: Eurofins Deutschland
Kriterien: Geringe Schadstoffemissionen
GEV Emicode
Typ: Verein
Herausgeber: GEV – Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe,
Klebstoffe und Bauprodukte e. V.
Kriterien: Emissionsarm
GUT
Typ: Verein
Herausgeber: Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e.V.
Kriterien: VOC-Emissionen und Schadstoffwerte (Teppiche)
RAL Gütezeichen
Typ: Verein
Herausgeber: RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.
Kriterien: Mindestanforderungen in Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Herstellern
Sentinel Haus Institut
Typ: Privatwirtschaft
Herausgeber: Sentinel Haus Institut GmbH
Kriterien: Schadstoffe
Holz von hier
Typ: Gemeinnützige Initiative
Herausgeber: HOLZ VON HIER gemeinnützige GmbH
Kriterien: Kurze Transportwege, nachhaltiger Ursprung, Artenschutz und Biodiversität
Für eine Entscheidungsfindung auf Grundlage von Öko-Siegeln, muss Ihnen zunächst klar sein, welche Kriterien für Sie den größten Wert besitzen. Anhand der selbst aufgestellten Kriterien können Sie dann die Produkte mit den zu Ihren Ansprüchen passenden Labels finden. Grundsätzlich gilt dabei, dass es Institute gibt, die sich mit den Mindestanforderungen auseinandersetzen (AgBB o. Blauer Engel) und Institute, die äußerst strenge Anforderungen an Produkte haben und deren Öko-Siegel entsprechend aussagekräftig ist (bspw. Holz von hier). Es gibt also keinen festen Standard für die Eingliederung von Produkten in „nachhaltig“ oder „nicht nachhaltig“.
Letzten Endes können (Öko-)Siegel auf jeden Fall eine Entscheidungshilfe sein und schnell aufzeigen, welche Produkte nachhaltiger sind als andere.