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Gründerinterview mit Dominik Campanella von Restado

Wir, von Klimabauheld, möchten alle Akteure des teil-nachhaltigen und nachhaltigen Bausegments zusammenbringen und für alle Seiten Vorteile generieren. Dies möglichst digital. Hierzu suchen wir uns regelmäßig spannende Interviewpartner, vor allem im Segment der Gründerinterviews.

Thema: Urban Mining und Best Practise
Partner: Dominik Campanella, Restado ( und Concular)
Datum: 14.11.2022

​KLIMABAUHELD: Dominik, wie bist du auf die Idee gekommen, in einem so stark umkämpften und bisher eher „old economy“ Business wie dem Bausektor, ein Unternehmen zu gründen, welches sich stark mit Nachhaltigkeit und Urban Mining auseinandersetzt?

Nachhaltigkeit im Bausektor

Marktplatz für gebrauchte Baustoffe

DOMINIK: Wir sind ein Gründungsteam von vier Gründern: Julius Schäufele, Dipl.-Ing. Marc Haines, Ulrike Schock und meiner Person. Gemeinsam kamen wir aufgrund unserer gemeinsamen Expertisen in den Bereichen IT und Bau auf die Idee, einen Marktplatz für gebrauchte Baustoffe zum Zwecke der Wiederverwendung zu gründen. Es gibt so viele Baustoffe, die wiederverwendbar sind oder bei Bauprojekten übrige bleiben, welche aber sonst ungenutzt bleiben würden. Dies wiederum verursacht weiteren Müll und zudem verkürzt es die Lebensdauer von Bauteilen oder Gebäuden. Marc fiel auf, dass bei Rückbau-Projekten Material nicht wirklich weiterverwendet wird. Zuerst haben wir damit vor allem Privatpersonen angesprochen: 

Sei es ein Sack Flexkleber oder Farbe. Die Menge kommt allerdings, wie wir schnell merkten, über große Bauvorhaben im B2B-Bereich. So kam es, dass wir ein ganzes Ökosystem daraus machen wollten, um mehr Nachhaltigkeit im Bausektor zu generieren. Daraufhin führten wir über 100 Interviews mit verschiedenen Unternehmen, z.B. Handwerksfirmen, Bauunternehmen, Hersteller und Architekturbüros. Man sollte im Bausektor bei den Materialien anfangen mitzudenken und nicht erst bei der Planung.

KLIMABAUHELD: Was hast du vor der Gründung gemacht und wie stand dein Umfeld am Anfang zu der Idee von Concular & Restado?


DOMINIK: Ich habe zuvor Informatik und BWL studiert und bin dann längere Zeit Data Scientist bei Google gewesen. In meinem privaten und beruflichen Umfeld waren alle von der Idee überzeugt und haben sehr positiv reagiert. Die Unsicherheit, die eine Gründung mit sich bringt, war bei mir selbst wohl am größten. Einen sicheren Job aufzugeben ist denke ich nie leicht, aber es hat sich gelohnt.



KLIMABAUHELD: Was waren deines Erachtens nach die größten Herausforderungen beim Initiieren deines/eures Geschäftsmodells, wenn man sich die Bereiche Förderung, wirtschaftlicher Markt und Politik bzw. Bürokratie anschaut?


DOMINIK: Es gibt leider nach wie vor sehr wenige Förderungen für nachhaltige Startups. Meines Erachtens nach ist das in Deutschland noch sehr ausbaufähig. Denn umso einfacher und präsenter Förderungen zu finden und zu erreichen sind, umso mehr Leute mit guten Ideen würden sich eine Gründung denke ich zutrauen. Und wenn es Förderungen gibt, sind diese relativ undurchsichtig und nur auf den monetären Aspekt ausgelegt, welche abgefragt wird. Ein Start-up benötigt aber Zeit zum Wachsen, da rieselt es nicht plötzlich nach einigen Monaten Umsätze vom Himmel. Hier wird nach wie vor sehr „old economy“ gedacht.


KLIMABAUHELD: Was war bzw. waren der oder die bisher größte(n) Meilenstein(e) und was hat dir am meisten Freude bereitet, als diese ersten Meilensteine und Hürden genommen waren?


DOMINIK: Als unser erstes Großprojekt fertig wurde, welches mit gebrauchten Materialien realisiert wurde, war das schon ein wichtiger Moment. Ich bzw. wir konnten visuell sehen, dass das was bringt, was wir da angestoßen haben. Die Materialien wurden für ein neues Gebäude verwendet, anstatt auf einer Deponie zu landen. Visualität macht Projekte greifbarer.



KLIMABAUHELD: Fast alle haben mit Lieferengpässen und Fachkräftemangel zu kämpfen: Ist dies bei Euch ein Thema und wenn nein, wieso nicht und was unterscheidet Euch von anderen Akteuren des Bausektors dahingehend?


DOMINIK: Bei uns ist es das genaue Gegenteil, was ebenfalls ein großer Fortschritt für unsere Unternehmung bedeutet. Wir verwenden bzw. vertreiben Materialien, die sonst auf der Deponie gelandet wären und verfügbar sind. So gesehen sind wir ein klimafreundlicher Gewinner der Krise. Dies wiederum bringt positive Aufmerksamkeit auf den Bau mit gebrauchten oder rückgebauten Materialien.

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KLIMABAUHELD: Wie geht es im kommenden Jahr weiter?

 
DOMINIK: Unser Hauptaugenmerk liegt weiterhin darauf, flächendecken Materialien zu digitalisieren, bevor es rückgebaut oder wieder verbaut wird, um Bauherren und Bauträgern sichtbar zu machen, was es für ein Projekt gibt, bevor die finale Planung steht. Des Weiteren sind wir daran, eine DIN-Norm zu entwickeln, die Baustoffe umfasst. Wir sind zudem aktiv mit BMU und der Deutschen Umwelthilfe im Gespräch, damit sich auch politisch etwas ändern kann.